LernOrt Bauernhof und ZukunftsWerkstatt Berghof
Erkläre mir, und ich vergesse. Zeige mir, und ich erinnere. Lass es mich tun, und ich verstehe. (Konfuzianische Weisheit)
Gesellschaftliche Teilhabe und Beteiligung setzt voraus, dass Menschen den Wunsch haben, ihr Umfeld zu gestalten, dass sie aber auch das Selbstvertrauen haben, etwas zu sagen zu haben und Ideen einzubringen. Diese Haltung muss sich entwickeln und dafür sind Erfahrungsräume notwendig, in denen solche Verhaltensweisen geübt werden können. Unsere Kooperation mit dem Biolandbetrieb „Berghof“ bietet uns ganz neue Möglichkeiten, Pädagogik mit selbst-wirksamem Tun zu verbinden.
Seit 2018 ist die Kooperation zwischen dem Berghof und der kit jugendhilfe immer weiter gewachsen. Die Landwirtschaft und die Hofstelle in Tübingen Lustnau liegt in zentraler Lage direkt am Rand des Schönbuchs: „mitten“ in der Stadt mit einem wunderschönen Blick über die Dächer der Innenstadt, zum Österberg und zur Alb. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Berghof für jeden gut zu erreichen.
Auf einer Fläche von über 40 Hektar wird der Bauernhof als Biolandbetrieb ökologisch-nachhaltig bewirtschaftet. Mit Thorsten Bock, Pächter der Hofstelle, Landwirt und Bauernhofpädagoge, verbindet uns die gemeinsame Idee, Landwirtschaft und soziale-pädagogische Themen als Einheit zu gestalten.
Grundlage dafür bildet der landwirtschaftliche Betrieb, als Echtbetrieb mit allen Herausforderungen. Die Arbeit auf der Hofstelle, in der Landwirtschaft, der Produktion, der Pflege von Streuobstwiesen, der Tierhaltung, Gemüseanbau und -vermarktung oder der Landschaftspflege öffnet sich und lässt Kinder und Jugendliche an allen Prozessen teilhaben, aktiv tätig sein und mitwirken.
Aktuell gibt es zwei pädagogische Bausteine auf dem Berghof: den LernOrt und die ZukunftsWerkstatt.
LernOrt Bauernhof
Der LernOrt Bauernhof ist außerschulischer Bildungsort für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Wir bieten Klassen- und Gruppenprojekte mit Jahreszeitbezug, Gruppenangebote mit integrativem und inklusiven Ansatz, offene Einzel- und Ferienangebote, Jahreszeitfeste und Mitmachaktionen. Dabei kooperieren wir eng mit Kinderhäusern, Schulen/ Schulsozialarbeit/ Sozialer Gruppenarbeit und vielen anderen Partner*innen in Tübingen (Mädchentreff e.V., Kinder- und Jugendfarm e.V., etc.).
Zu erleben und zu tun gibt es auf der Hofstelle sehr viel: Weiden richten, Vieh füttern, Stall misten, Streuobstwiesen pflegen, Obst ernten, Saft pressen, abfüllen und vermarkten, Getreide ernten, Korn mahlen, Brot backen, Gemüse pflanzen, pflegen und ernten, Heu machen, trocknen, Futter einfahren, Geburt und Tod von Tieren, Wald, Forstwirtschaft, Baumpflege, Schnitt, Holzverarbeitung, Bienenvölker pflegen, Honig machen …
Kinder und Jugendliche erleben auf dem Berghof neue Zugänge zur Natur und den großen, globalen Zukunftsthemen Klimaschutz, Ökologie, Nachhaltigkeit – praktisch, unmittelbar, konkret im Hier und Jetzt. Sie finden Spaß und Freude am gemeinsamen Tätig-sein, übernehmen Mitverantwortung, erweitern ihr Weltwissen und erleben ihr Tun als wirksam und nachhaltig („wer einmal einen Baum gepflanzt…“).
Wir möchten mit unserem neuen Projekt, einer Kreativ- und Genusswerkstatt, nachhaltig das besondere Potenzial des Berghofs nutzen: ein Ort für kreative und nachhaltige Bildungsarbeit, in der wir Einzelnen und Gruppen „mit allen Sinnen“ neue Erfahrungsräume eröffnen. Die kreativ-sinnliche Arbeit ist dabei ein Raum für besondere Selbsterfahrungen und einem persönlichen Ausdruck. Der Hof ist hier unsere Inspirationsquelle, aber auch der angrenzende Wald, die Wiesen und Weiden können genutzt werden.
Momentan gestalten wir einen Raum zur Kreativwerkstatt um. Hier möchten wir bei jedem Wetter einen Rückzugsort haben. Aber auch die Natur und der Hof sind unser Atelier - einige Bespiele:
Kunst mit Erd- und Steinfarben: Die Kinder und Jugendlichen haben Erden und Steine gesammelt, getrocknet, mit Mörser gemahlen und anschließend zu Farben verarbeitet, die sie auf Papier und Haut gebracht haben. Solche unmittelbaren kreativen Erfahrungen mit der Erde, deren Ursprungsort wir selbst gefunden haben, und die wir verarbeiten und spüren, wirken nachhaltig.
Kunstinstallation im Wald: die Kinder formen in Stille und Bewegung aus Erde eine Kugel in ihren Händen. Nachdem wir einen Ort im Wald erreicht haben, gestalten wir ein Kunstwerk aus unseren Kugeln auf einem liegenden Baumstamm. In solchen Naturkunstmomenten entsteht viel Achtsamkeit: Was ist Vergänglichkeit? Wie sieht unser Werk wohl in zwei Wochen aus? Was macht das Wetter damit?
Außerdem nimmt unser Wunsch, mit den Kindern und Jugendlichen das selbst gesäte und geerntete Gemüse auch zu verarbeiten, Formen an. Die Genusswerkstatt, für die wir einen Bauwagen in Auftrag gegeben haben, wird ein Ort, an dem wir unsere Produkte zubereiten und in Gemeinschaft genießen können. Hier kann auch Verbindung zwischen Landwirtschaft, Kunst und Genuss hergestellt werden, denn auch das zubereitete Essen kann sehr kunstvoll sein. Zudem ist Essen als sinnliche und bildungs-Erfahrung wertvoll. Wie sieht das Gemüse aus, wie wächst es, wann wächst es? Was machen wir daraus? Was ist lecker und gesund?
Das Projekt wird umgesetzt im Rahmen des Programms 'Nachhaltigkeit lernen - Kinder gestalten Zukunft' der Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation mit der Heidehof Stiftung - herzlichen Dank für Förderung!
ZukunftsWerkstatt Berghof
Eine nicht unerhebliche Anzahl Jugendlicher schafft es nicht, Schule oder Ausbildung erfolgreich zu beenden, nicht selten startet dann eine sich verfestigende Abwärtsspirale: Jugendliche kämpfen mit sozialen Ängsten, Isolation, psychiatrischen Krankheitsbildern, Suchtverhalten, Armut. Unsere ZukunftsWerkstatt richtet sich genau an diese Jugendlichen.
Die Jugendlichen können täglich auf dem Berghof mitarbeiten und werden dabei durch pädagogisch und landwirtschaftlich ausgebildetes Personal angeleitet. Schrittweise und je nach Tempo der Jugendlichen wird so wieder eine neue (Alltags)Struktur aufbaut und es können mit den Jugendlichen neue Zukunftsperspektiven entwickelt werden.
Die Mitarbeit auf der Hofstelle, das praktische Tun, die äußeren Handlungszwänge, wirken auch auf die „innere Ordnung“ der Jugendlichen positiv. Die Tätigkeiten auf der Hofstelle ergeben Sinn, das Selbstwertgefühl und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit der Jugendlichen werden gestärkt. Wir sind immer wieder erstaunt, welche Entwicklungen dadurch angestoßen und Schritte zur Integration in schulische Bildungs- oder Ausbildungsverhältnisse oder Ideen und Perspektiven für die eigene (berufliche) Zukunft entwickelt werden.
Mehr Informationen zum Gesamtprojekt auf dem Berghof finden sich auf der eigenen Homepage.
Kontaktaufnahme
Jutta Goltz
Dipl.-Päd.
Bereichsleiterin Bildung, Teilhabe und soziale Integration
Tel. 07071/5671-202
E-Mail: jutta.goltz@kit-jugendhilfe.de